Investitionen

Am laufenden Band

Investitionen bedeuten Wachstum. Es wird gebaut, investiert und modernisiert. Die Herausforderung: Die Betriebe müssen währenddessen weiterlaufen.

Im Büro von Julian Kniepper hängt ein großer Plan der Niederlassung Taucha. Und den braucht man auch, um den Aufwand zu verstehen, der mit dem technischen Umbau eines Logistikzentrums verbunden ist. Schnell ist klar: Jeder Handgriff nimmt Einfluss auf die betrieblichen Abläufe. „Mal eben“ die Fördertechnik erneuern? „Schnell“ einen Automaten installieren? Die Realität sieht anders aus: In einem laufenden Logistikbetrieb muss alles haarklein geplant sein. Auf die Details kommt es an.

Besonders umfassende Maßnahmen betreffen jüngst die Niederlassungen Essen und Taucha. In beiden Häusern war der Planungsaufwand groß. Taucha etwa nahm 1992 als erstes Haus in den neuen Bundesländern den Betrieb auf und erfuhr im Laufe der Zeit diverse Umbauten, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Eine größere Investitionsmaßnahme in zwei Teilen wurde erst vor Kurzem abgeschlossen. „Das Projekt startete mit der Erneuerung der Leerbehälterstrecken“, berichtet Julian Kniepper, der alle Maßnahmen als Projektleiter im Ressort Organisation im Blick hatte. Dabei handelt es sich um eine Förderstrecke, die nach den Touren leere Wannen aufnimmt und sie wieder in den Umlauf bringt.

Auch die Installation zweier Entstapelmaschinen gehörte zu diesem Projektteil. „Die Erneuerung war erforderlich, weil die Fördertechnik in diesem Bereich in die Jahre gekommen war. Altersbedingte technische Probleme gehören damit der Vergangenheit an. Zudem konnten wir die Geräuschkulisse im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich reduzieren.“

Mehr Effizienz durch neue Technik

Besonders aufwendig war der zweite Umbauschritt mit Austausch der Fördertechnik in den Komissioniergängen. Dabei handelt es sich um Gassen mit unzähligen Lagerplätzen, die die Wannen über die Fördertechnik gezielt anfahren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befüllen die Wannen am jeweiligen Lagerplatz mit dem bestellten Artikel, bevor der NOWEDA-blaue Transportbehälter zum nächsten relevanten Lagerplatz fährt.

Der Schnelldreherautomat fügt ausschließlich Arzneimittel hinzu, die besonders häufig bestellt werden. Im ersten Projektabschnitt wurden 345 Meter Fördertechnik ausgetauscht. Im zweiten folgten 830 Meter. Diese Maßnahme wirkte sich auch auf die Geschwindigkeit aus: Statt bisher 1 000 Behältern transportiert die Förderstrecke seit dem Umbau rund 2 000 Behälter pro Stunde.

„Eine so umfassende Erneuerung ist sehr aufwendig und bedeutet für den laufenden Betrieb eine nicht unerhebliche Belastung“, sagt Julian Kniepper rückblickend und fügt hinzu: „Das geht nur in Etappen und allein der zweite Umbauschritt hat knapp ein dreiviertel Jahr gedauert.“ Überhaupt war der zeitliche Rahmen unter anderem aufgrund der Pandemie eine echte Herausforderung. Gerade Lieferschwierigkeiten bestimmter Bauteile oder technischer Elemente warfen manche Planung über den Haufen. Die Verantwortlichen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Niederlassung Taucha, aber auch des Ressorts Organisation mussten Flexibilität und Ideenreichtum beweisen, um das Projekt trotz nicht

nächstes Kapitel

Hightech auf dem Vormarsch

Als dritte Niederlassung erhielt Taucha zudem den sogenannten „KNAPP-Store“, einen Hightech- Automaten, der speziell für die Komissionierung weniger häufig angefragter Artikel eingesetzt wird. Wie zuvor in den Niederlassungen in Münster und in Schwerte waren dafür auch in Taucha umfassende Umbaumaßnahmen erforderlich. „36 000 Artikel mussten umgelagert werden. Allein die Vorbereitungen haben fast ein halbes Jahr in Anspruch genommen, unter anderem waren Ausgleichsarbeiten am Boden erforderlich“, so Kniepper. Ein Großteil der Installationsarbeiten fand über Nacht nach 20.00 Uhr statt, weil der Umbau ohne massive Einschränkungen des laufenden Betriebs schlicht nicht möglich gewesen wäre.

nächstes Kapitel

Logistik und Bautechnik arbeiten eng zusammen

Der Arbeitsbereich Logistik im Ressort Organisation arbeitet grundsätzlich eng mit der Bautechnik zusammen, etwa wenn Anpassungen der Gebäudestruktur wie Bodenarbeiten oder Durchbrüche erforderlich sind. Das Arbeiten Hand in Hand ist für das Gelingen der anspruchsvollen Projekte unerlässlich. Das gilt auch für die Niederlassung Essen, wenngleich der Fokus dort aktuell auf bautechnischen Projekten liegt. So wird als ein Teilprojekt der Wareneingang erweitert; die Arbeiten dazu sind bereits weit fortgeschritten.

Der erweiterte Gebäudekomplex verfügt über eine moderne Warenannahme mit Andockstationen für zwei Lkw und großzügigem Wendeplatz. Dadurch werden Engpässe in den Stoßzeiten der Anlieferung verhindert. Im Obergeschoss des Neubaus werden die Kunden- und die Lieferantenretoure untergebracht. Besonders wichtig: Der Lieferantenverkehr kommt sich nicht mehr mit den Tourenfahrzeugen in die Quere. Zuvor haben beide dieselbe Zufahrt auf das Unternehmensgelände genutzt.

nächstes Kapitel

Alles greift ineinander

Von der Warenannahme aus werden die angelieferten Produkte zum Wareneingang transportiert, wo ebenfalls Baumaßnahmen stattfinden: So erneuert die NOWEDA dort die Fördertechnik, zudem werden eine neue Kühlzelle und ein neuer Sanitärbereich errichtet. Der Aufbau eines Abwurftrichters plus Pressvorrichtung für Kartonagen steht ebenfalls auf der Agenda. Für bessere Lagermöglichkeiten von Wannen und Retouren sorgt die neue 275 m2 große Leerbehälterhalle. Die kumulierten Maßnahmen entzerren und optimieren Prozesse nachhaltig.

nächstes Kapitel

Überraschungen an der Tagesordnung

Auch für die Niederlassung Essen gilt: Trotz detaillierter Planung ist maximale Flexibilität zwingend erforderlich, denn der Standort weist eine Besonderheit auf, die auch schon einmal für blank liegende Nerven sorgen kann: Es handelt sich um ein ehemaliges Zechengelände mit einer Jahrhunderte alten Geschichte. „Wir mussten vorab unzählige Bohrungen vornehmen. Wenn die Bauarbeiten dann starten, ist das immer ein bisschen wie eine ‚Wundertüte‘ “, erzählt Petra Pilger, Hauptabteilungsleiterin Bautechnik. Da könnenz. B. alte Kanäle, Schienen oder Lichtlöcher sein, die in keinem Plan zu finden sind. „Hinzu kam, dass Corona uns häufiger einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. So gestaltete sich die Abstimmung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Behörden zu Lockdownzeiten schwierig, da diese im Homeoffice waren und keine Möglichkeit hatten, an Web- oder Telefonkonferenzen teilzunehmen“, ergänzt Christian Graf, der die Maßnahmen als Projektleiter im Blick hat.

nächstes Kapitel

Platz für Großes

Ein weiteres Teilprojekt des Masterplans, der den Standort Essen in den kommenden Jahren zur größten und modernsten Niederlassung des pharmazeutischen Großhandels in Europa machen soll, ist eine 1 800 m2 große Leichtbauhalle für großvolumige Artikel direkt neben dem Fuhrpark. Viele dieser Artikel wurden bisher in einem Außenlager untergebracht. Die neue Lösung ermöglicht eine deutlich schnellere Verfügbarkeit. Nachdem für die Halle ein Teil des Mitarbeiterparkplatzes weichen musste, werden die Parkmöglichkeiten im westlichen Teil des Geländes aktuell umfassend erweitert. „Durch die Leichtbauhalle haben wir eine attraktive Übergangslösung geschaffen, bis in einigen Jahren eine umfassende Erweiterung des Lagers erfolgt“, so Graf.

nächstes Kapitel

Materialengpässe spürbar

Global bedeutsame Materialengpässe, die schon in Taucha Projektanpassungen erforderten, sind auch in Essen deutlich spürbar. „Lieferprobleme bei Baumaterial und auch bei technischen Elementen stellen ein zunehmendes Problem dar“, berichtet Pilger und betont, dass mittlerweile auch deutlich weniger Angebote eingehen, wenn ein Projekt ausgeschrieben wird. Ein fehlendes Element könne zu einem vorübergehenden Baustopp führen. Hinzu kommen die Preissteigerungen bei vielen Herstellern. Zusammengefasst: Material ist knapp. Ist es verfügbar, zahlt der Einkäufer deutlich mehr als vor einigen Jahren. „Es ist außerordentlich schwierig, voraussichtliche Kosten verlässlich zu schätzen, schließlich ist bei der Explosion der Energiepreise noch kein Ende in Sicht“, ergänzt Graf.

nächstes Kapitel

Investitionen in die Zukunft

Die Modernisierungen und Erweiterungen in Essen und Taucha stehen für höchste Qualitätsansprüche des Unternehmens. „Als Genossenschaft hat die NOWEDA gegenüber ihren Mitgliedern einen besonderen Auftrag, den wir sehr ernst nehmen“, so Karl Josef Paulweber, Vorstand Ressort Organisation/Technik/IT/Qualitätsmanagement. „Reibungslose betriebliche Abläufe sind elementare Bestandteile unseres Kerngeschäfts. Mit zielgerichteten Investitionen sichern wir die Zukunftsfähigkeit der NOWEDA. Davon profitieren letztlich vor allem die Eigentümer: Apothekerinnen und Apotheker.“

Weitere Investitionen in den letzten Jahren waren unter anderem die Installation eines „KNAPPStores“ in der Niederlassung Schwerte sowie Erweiterungen der BtM-Lager (Betäubungsmittel) in Herford und Heidenheim. Sicher ist: Welche Maßnahme auch immer durchgeführt wird, um bestehende Prozesse zu optimieren – die Förderstrecken bei NOWEDA stehen selten still.

Auf Zechengrund gebaut.
Das Ruhrgebiet hat zwei Etagen. Eine davon ist unterirdisch in Form eines großflächigen Stollensystems aus mehreren hundert Jahren Kohlebergbau. Viele Stollen sind genau verzeichnet – andere weitgehend unbekannt, was Tagesbrüche zur Folge haben kann und Baumaßnahmen erschwert. Die NOWEDA Essen steht auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Hagenbeck. Deren Geschichte reicht zurück bis mindestens 1575 – sie ist damit eine der ältesten urkundlich nachweisbaren Bergbaubetriebe des gesamten Ruhrgebiets. Seit etwa 1735 besteht der Name Zeche Hagenbeck. Im Jahr 1815 begann der Tiefbau, bei dem Steinkohle aus tieferen Erdschichten abgebaut wurde. 1928 stellte die Zeche Hagenbeck den Förderbetrieb ein.

zurück zum Start