Nachhaltigkeit
Mit einem leisen Surren fährt das NOWEDA-Lieferfahrzeug auf den Vorplatz der Apotheke. In wenigen Minuten sind die Transportwannen mit dringend benötigten Arzneimitteln ausgeladen. Dann geht’s weiter zur nächsten Apotheke. Nichts Ungewöhnliches für die NOWEDA – und doch etwas Besonderes: Denn das Fahrzeug ist Teil eines Pilotprojekts, das Wasserstoff- und Elektroantriebe unter Realbedingungen im Tagesgeschäft testet.
Das Ziel: mehr Nachhaltigkeit im Lieferverkehr und die Verringerung des CO2-Fußabdrucks. Branchenübergreifend setzen sich derzeit viele Unternehmen mit Klima- und Umweltschutz auseinander. Der European Green Deal etwa sieht vor, dass die EU-Mitgliedstaaten bis 2050 klimaneutral werden. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 55 % gegenüber dem Stand von 1990 fallen. Kurzum: Es gibt viel zu tun. Vor diesem Hintergrund sind für Logistikunternehmen insbesondere alternative Antriebe relevant, denn ein Großteil ihres CO2-Ausstoßes ist auf die Fahrzeugflotte zurückzuführen. Entsprechend umfangreich ist somit das Einsparpotenzial in diesem Sektor. Trotzdem sind viele Details zu beachten: Neben der wirtschaftlichen Komponente spielen das Handling und die Reichweite der Fahrzeuge entscheidende Rollen. Wie lange dauern Lade- oder Tankvorgänge und wie gut ist die Ladeinfrastruktur in den von der NOWEDA belieferten Gebieten? Schaffen die Fahrzeuge die erforderlichen Strecken? Um das herauszufinden, nutzt die NOWEDA als erster pharmazeutischer Großhandel in Deutschland mehrere alternative Antriebe: Ein Opel Vivaro-e Hydrogen sowie ein Opel Vivaro-e sind seit Frühjahr 2023 für die NOWEDA unterwegs. „Wir möchten herausfinden, wie gut sich alternative Antriebe in unseren betrieblichen Abläufen bewähren“, so Karl Josef Paulweber, Vorstand Organisation und IT. „Hier müssen wir die sogenannte Good Distribution Practice beachten, die den Pharmagroßhandel dazu verpflichtet, ausschließlich Fahrzeuge mit gekühlter Ladefläche einzusetzen.“ Vorab zwingend erforderlich: der Umbau der Fahrzeuge durch spezialisierte Unternehmen.
Wenngleich der Transportsektor den größten CO2-Fußabdruck hinterlässt, bieten weitere Bereiche ebenfalls Einsparpotenzial, etwa bei Baumaßnahmen und der Installation von technischen Anlagen in den Niederlassungen. „Welche Maßnahmen wir wo umsetzen können, ist abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort“, erklärt Christian Graf, Leiter der Bautechnik. „So etwa eignet sich nicht jedes Dach für eine vollständige Belegung mit einer Photovoltaikanlage. Ein anderes Beispiel sind Heiztechnologien. An einigen Standorten können wir Erdwärme nutzen, an anderen ist das nicht möglich. Vor diesem Hintergrund analysieren wir im Vorfeld ganz genau, was unter Berücksichtigung der Kosten-Nutzen-Ratio für die einzelnen Standorte geeignet ist und uns auch langfristig in Sachen Nachhaltigkeit weiterbringt.“ Eines von vielen Beispielen ist die Niederlassung Langgöns bei Gießen. Hier finden derzeit umfassende Umbaumaßnahmen statt, die die Effizienz des Standorts steigern werden. Für mehr Nachhaltigkeit setzt die NOWEDA auch dort auf eine Photovoltaikanlage. Zudem erfolgen die energieeffiziente Optimierung der Kühlzellen und die Installation von Wärmepumpen in Verbindung mit Geothermie. Das Ziel: Die Leistung der Niederlassung soll bei gleichzeitiger Senkung des Ressourcenverbrauchs gesteigert werden. Langgöns wird damit die 15. NOWEDA-Niederlassung, die einen Teil des benötigten Stroms selbst produziert. In Zukunft sind neben Neuerrichtungen zudem Erweiterungen bereits bestehender Anlagen in Planung. Strom, der nicht vom eigenen Dach kommt, bezieht die NOWEDA zu 100 % aus regenerativen Quellen.
Weitere Pilotprojekte im Bereich der Fahrzeugflotte laufen bereits im Alltagsgeschäft. Seit Ende August 2023 setzt die Genossenschaft zusätzlich zu den Kleintransportern einen Lkw mit Wasserstoffantrieb ein. Der emissionsfreie Hyundai XCIENT Fuel Cell erreicht bis zu 27 t Gesamtgewicht – die Nutzlast ist vergleichbar mit einem Diesel-Lkw gleicher Größe – und verfügt über eine Reichweite von rund 400 km. Der Lkw fährt vom Standort Essen verschiedene Niederlassungen an. Der Tankvorgang erfolgt in nur acht bis 20 Minuten. Ebenfalls seit Sommer im Einsatz: zwei elektrisch betriebene Ford Transit. Sicher ist schon jetzt: Die Entwicklung hin zu höheren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten wird die Attraktivität alternativer Antriebe selbst für die komplexen Ansprüche des Pharmagroßhandels weiter steigern.
Und was denken die Fahrer, die eine erste Testfahrt mit den alternativ angetriebenen Fahrzeugen machen konnten? „Es hört sich an, als würde eine Straßenbahn leise anfahren“, beurteilt Muhammed Durdubas, Mitarbeiter einer Spedition, die im Auftrag der NOWEDA Apotheken beliefert, die ruhige Geräuschkulisse des Opel Vivaro-e Hydrogen. Noch leiser sei nur das reine Elektrofahrzeug. Beide Transporter haben zudem ein Automatikgetriebe. „Sehr komfortabel!“, lautete daher auch das Urteil von Marc Richter, Mitarbeiter im Betrieb Essen. Das klingt, als würden sich künftig auch die Fahrerinnen und Fahrer darauf freuen, häufiger auf leisen Reifen unterwegs zu sein.
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V. l. n. r.: Dr. Michael Kuck (Vorstandsvorsitzender), Dr. Matthias Lempka (Aufsichtsratsvorsitzender), Karl Josef Paulweber (Vorstand)
Nicht alle Wege sind aus Asphalt: Straßen entlasten,Verzögerungen vermeiden, CO2 einsparen – Logistik per Drohne steckt hierzulande zwar noch in den Kinderschuhen, ist jedoch als ein möglicher Transportweg der Zukunft in aller Munde. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Drone4Parcel5G“ der Fachhochschule Südwestfalen engagiert sich auch die NOWEDA seit Mitte 2021 dafür, das Potenzial des Warentransports per Drohne genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Projekt klärt gezielt verschiedene Fragestellungen. Etwa, inwiefern sich das Transportbehältnis je nach Wetterverhältnissen aufheizt oder abkühlt oder welche Voraussetzungen eine Apotheke erfüllen muss, um die Entgegennahme der Arzneimittel aus der Luft leisten zu können.
Auch wenn die Belieferung per Drohne noch nicht spruchreif ist: Ziel des Projektes ist, schon jetzt das nötige Know-how aufzubauen, um den alternativen Transportweg bei passenden Rahmenbedingungen in Zukunft schnell in die Tat umsetzen zu können.
„O schaurig ist’s übers Moor zu gehn“, eröffnete Annette von Droste-Hülshoff 1842 ihr Gedicht „Der Knabe im Moor“. Heute, fast 200 Jahre später, schaudert es uns noch immer. Allerdings aus einem anderen Grund: Weit mehr als die Hälfte der deutschen Moore ist inzwischen nahezu ausgetrocknet. Nachhaltigkeit ist für die NOWEDA auch jenseits der Unternehmensgrenzen wichtig. Daher beteiligt sich die NOWEDA-Stiftung an der Initiative „Mittelstand & Moor“ der Sinnstifter Mittelstand. Sie soll 200 Hektar der kostbaren Feuchtgebiete im Wildnisgebiet Jüterbog renaturieren. Von besonderer Bedeutung ist das Moor für den Klimaschutz: Die Feuchtgebiete binden weltweit doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder dieser Erde zusammen. Und das, obwohl nur 3 % der globalen Landfläche Moore sind.
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© Dr. Tilo Geisel ↑ ↓