Genossen­schaft­licher Förder­bericht

Klartext

Die Unterstützung der Mitglieder und Kunden hat für die NOWEDA höchsten Stellenwert. Das ist auch auf medialer und politischer Ebene spürbar. Mit Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen machte sie sowohl im vergangenen als auch im laufenden Geschäftsjahr auf die Situation der Apotheken und des Großhandels aufmerksam.

Mittendrin

Im Februar 2024 folgte NOWEDA-Chef Dr. Michael Kuck einer Einladung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags, um dort aus Perspektive der NOWEDA über das Thema Lieferengpässe zu sprechen. Er schilderte die Herausforderungen für den Pharmagroßhandel, der als Mangelverwalter täglich größten Aufwand betreibt, knappe Arzneimittel zu beschaffen und möglichst fair an Apotheken bundesweit zu verteilen. Da es teilweise unmöglich ist, Arzneimittel bedarfsgerecht zu besorgen, geschweige denn Lagerbestände aufzubauen, kann der Großhandel zudem seiner gesetzlichen Verpflichtung zum Vorhalten von Dringlichkeitsarzneimitteln nicht immer komplett nachkommen.

Vor diesem Hintergrund wurden auch die Ursachen, die Verantwortung der Politik und die entscheidende Frage, wie Deutschland wieder eine verlässliche Arzneimittelversorgung bekommen könnte, beleuchtet. „Lieferengpässe belasten Großhandel, Apotheken und allen voran Patienten“, so Dr. Kuck. „Der Grundstein für diese Misere wurde vor Jahren durch die Preispolitik der Krankenkassen gelegt: Medikamente mussten immer billiger werden. Die Werkzeuge dazu heißen Rabattverträge und Festbeträge. Hersteller, die bei Ausschreibungen nicht mithalten können, stellen im Zweifel die Produktion ein. Wer mithalten kann, versucht die Produktionskosten bestmöglich zu reduzieren. Die Folge ist eine Verlagerung der Herstellung nach Fernost. Wir sind jetzt schon hochgradig abhängig von China und von Indien. Hinzu kommt, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die verlässliche Arzneimittelversorgung erodiert.“

Im Dialog

Die NOWEDA lädt regelmäßig Politikerinnen und Politiker in ihre Häuser ein, um über die gemeinsame Leistung der Vor-Ort-Apotheken und des Großhandels bei der Patientenversorgung zu informieren und sich im direkten Gespräch für die Interessen ihrer Mitglieder einzusetzen.

Ganz im Zeichen der Lieferengpässe stand der Besuch der beiden Gesundheitspolitiker Dr. Georg Kippels und Sepp Müller im Dezember 2023 in der Niederlassung Frechen. Die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten konnten sich im Gespräch mit Niederlassungsleiter Betrieb Ingo Arlinghaus und Einkaufschefin und Mitglied der Geschäftsleitung Jana Ehmer ein eigenes Bild von der schwierigen Lage der Apotheken sowie des Pharmagroßhandels machen. Sie berichtete den Politikern, dass die immer schlechtere Verfügbarkeit vieler Arzneimittel der NOWEDA große Sorgen bereite. Zum damaligen Zeitpunkt lagen verbindliche Bestellungen für 200 000 Packungen Antibiotika für Kinder vor. „Aber wir können nicht liefern. Die Situation ist äußerst angespannt“, betonte Ehmer.

In Bergkirchen informierte sich Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des bayerischen Gesundheitsausschusses, gemeinsam mit lokalen CSU-Politikern über die Lieferengpässe. Weitere Themen des Besuchs im Februar 2024 waren die drastische Zunahme von Apothekenschließungen, insbesondere im ländlichen Raum, sowie die Ungleichbehandlung von Vor-Ort-Apotheken und internationalen Versendern.

Das geplante Apothekenreformgesetz (ApoRG) von Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) stößt auf massiven Widerstand. Bereits zweimal wurde die Abstimmung im Kabinett verschoben. Auch die NOWEDA kritisiert den Entwurf vehement und lehnt den Betrieb von Apotheken ohne die Präsenz eines oder einer Approbierten ab.

Vor diesem Hintergrund freuten sich Vorstand und Aufsichtsrat im August 2024 über den Besuch von Dirk Heidenblut, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Essen und Mitglied im Gesundheitsausschuss, in der NOWEDA-Zentrale in Essen. „Apotheken und Großhandel verfolgen dasselbe Ziel. Wir versorgen Patientinnen und Patienten zuverlässig, schnell und sicher mit Arzneimitteln“, machte NOWEDA-Chef Dr. Michael Kuck deutlich. „Damit wir das auch weiterhin tun können, brauchen Großhandel und Apotheken faire Rahmenbedingungen. Eine reine Umverteilung von Geldern hilft weder den Apotheken noch den Patienten.“

Auch beim Besuch des Landtagsabgeordneten und Generalsekretärs der Thüringer FDP, Robert-Martin Montag, stand die Unterstützung der Apotheken im Vordergrund. Für die NOWEDA ist die inhabergeführte Vor-Ort-Apotheke mit ihrer fundierten apothekerlichen Betreuung bei der Patientenversorgung unverzichtbar. Als Apothekergenossenschaft steht sie fest an der Seite der Apotheken.

Versorgung kaputtgespart. Apotheken sterben.

Mit dem Entwurf zum Apothekenreformgesetz hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin und die Zwei-Klassen-Versorgung vorbereitet. Statt Apotheken mit einer längst überfälligen Honorarerhöhung vor dem Kollaps zu bewahren, forcierte er unter anderem die Idee der „Apotheke ohne Apotheker“. Die NOWEDA antwortete darauf im August 2024 mit einer neuen Informationskampagne. Sie erläutert, warum die Qualität unseres Gesundheitssystems – insbesondere die schnelle, sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung – bei Umsetzung der BMG-Pläne akut gefährdet ist.

Herzstück der Kampagne ist ein Flyer, der sich direkt an die Apothekenkunden richtet. In dem vierseitigen Handzettel informiert die NOWEDA klar und anschaulich über eklatante Missstände, etwa das anhaltende Apothekensterben sowie Medikamentenlieferengpässe. Darüber hinaus klärt die Apothekergenossenschaft auf, wie der Sparkurs der Gesundheitspolitik künftig einen signifikanten Leistungsverlust in der Arzneimittelversorgung verursachen könnte. Insbesondere die vorgeschlagene „Apotheke light“, bei der nicht mehr – wie bisher verpflichtend – eine Apothekerin oder ein Apotheker in der Apotheke anwesend sein würde, birgt die Gefahr von unterschiedlichen Versorgungsstandards und damit Ungerechtigkeit. „So werden manche Orte Apotheken haben, in denen immer eine Apothekerin oder ein Apotheker anwesend ist. Hier erhalten Patientinnen und Patienten alle Leistungen. In anderen Orten wird man nur ‚abgespeckte‘ Apotheken finden. Die gewohnte Versorgungsqualität wird es dort nicht mehr geben“, ist eine Schlüsselaussage des Flyers.

Zum Start der Kampagne erhielten die NOWEDA-Kunden insgesamt eine halbe Million Faltblätter kostenfrei über die Wannenlieferung. Die Aktion kam so gut an, dass die NOWEDA in einer zweiten Welle erneut für Mitglieder und Kunden 500 000 Flyer auslieferte. Auch Apotheken, die nicht in einem Geschäftsverhältnis mit der Apothekergenossenschaft standen, schlossen sich an.

„Vor 15 Jahren gab es noch 13 Anbieter für Penicillin-Trockensäfte, heute sind es offiziell noch drei Anbieter, wovon einer fast den kompletten Markt bedient. Von der Generika-Industrie existieren in Deutschland nur noch Reste, die Apotheke der Welt sind heute China und Indien.“

Dr. Michael Kuck im FOCUS-Interview, 18. November 2023

Verlängerung im Großformat

Die Botschaft der neuen NOWEDA-Kampagne sorgte den gesamten Oktober über in Köln für Aufsehen. Auf einem über 100 m² Großflächenplakat an einer viel befahrenen Hauptstraße im Herzen der Rhein-Metropole, in der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen Teil seines Wahlkreises hat, war das Plakat sichtbar und ermöglichte täglich rund 75 000 Kontakte.

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